Kammerorchester der Tschechischen Philharmoniker

Leitung: Gudni A. Emilsson
Solist: Lambis Vassiliadis, Klavier

P. Tschaikowsky - Klavierkonzert Nr. 2 G-Dur op. 44
J. G. Rheinberger - Sinfonisches Tongemälde "Wallenstein" op. 10

Das Kammerorchester der Tschechischen Philharmoniker entstand 1978 und gab bereits 2 Jahre später unter der Leitung des Konzertmeisters Petr Škvor erste Konzerte. Unter bekannten Dirigenten wie Josef Suk oder Václav Neumann eroberte dieses aus der Tschechischen Philharmonie entstandene Kammerorchester die europäischen Konzertsäle. Inzwischen stärken weltweite Tourneen insbesondere nach Japan den guten Ruf des Orchesters. Für das Rheinberger - Projekt in Coesfeld reist das Orchester in einer große Besetzung von 53 Musikern an. Dirigent des Konzertes ist der aus Island stammende Gudni A. Emilsson. Er studierte in Deutschland bei Prof. W. Hügler und besuchte Meisterkurse bei Celibidache, Gardiner und Ilya Musin. Der junge Emilsson war bereits 1984 Preisträger der „Herbert von Karajan Stiftung“ und wurde 1999 Leiter des Tübinger Kammerorchesters. Im Jahre 2000 wurde er zum künstlerischen Leiter des angesehenen Suk-Kammerorchesters Prag ernannt. Gudni A. Emilsson ist mit seiner Konzerttätigkeit in vielen Ländern in Europa, Südamerika, Asien und Afrika tätig gewesen. Lambis Vassiliadis, in Griechenland geboren, studierte Klavier in Griechenland, Deutschland, England und den USA bei Jerome Rose, Yaltha Menuhin und David Wilde. Seinen Magister der Philosophie machte er 1994 in Thessaloniki. Von 1994 – 1997 war er Assistent von James Tocco im Fachbereich Klavier an der Cincinati Universität und nahm überaus erfolgreich an nationalen und internationalen Wettbewerben teil. Seit 1998 ist er Leiter des Konservatoriums in Thessaloniki, unterrichtete ab 2000 an der Universität von Mazedonien und hat z. Zt. eine Professur an der Ionischen Universität auf Korfu.

Das anspruchsvolle Programm stellt im Rahmen des Musikfestes Coesfeld 2005 aus dem sinfonischen Schaffen Rheinbergers das große sinfonische Tongemälde „Wallenstein“ vor. Es bietet den Zuhörern zusammen mit dem einleitenden Klavierkonzert von Tschaikowsky zwei umfangreiche und selten zu hörende Werke.

Der Abend beginnt mit dem Klavierkonzert Nr. 2 in G-Dur op. 44 von Peter I. Tschaikowsky aus dem Jahre 1879. Dieses Klavierkonzert steht wohl zu Unrecht im Schatten des berühmten b-Moll – Konzerts, denn in seinem künstlerischen Wert ist es ebenbürtig. Groß angelegte und äußerst effektvolle Ecksätze geben dem Pianisten Gelegenheit - im ersten Satz sogar in mehreren Kadenzen - sein Können unter Beweis zu stellen. Eine Besonderheit stellt der Mittelsatz in D-Dur dar, der als Konzert für Klaviertrio und Orchester angelegt ist und einen unruhigen Mittelteil im parallelen h-Moll aufweist.  Neben dem Umfang der Komposition ist in dem Erfordernis zweier weiterer Solisten der Grund dafür zu sehen, dass im Konzertbetrieb dieses von gewichtigen Themen markant gegliederte Konzert selten zu Gehör gebracht wird.

Nach der Pause erklingt die aus dem Jahre 1866 stammende sinfonische Tongemälde „Wallenstein“ op. 10 von Josef Gabriel Rheinberger. Obwohl sie in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhundert zu den meistgespielten „Sinfonien“ zählte, ist sie heute kaum mehr zu hören. Dieses viersätzige Werk des 27-jährigen Rheinbergers ist sein einziger Ausflug in das Terrain der Programmmusik und schildert - noch deutlich von Beethoven beeinflusst – auf der Grundlage von Schillers Dramentrilogie die Geschehnisse um Wallenstein, seine Tochter Thekla und ihrem Geliebten, General Max Piccolomini. Im Schillerjahr sicher ein passender Beitrag des Konzertrings zum Rheinberger Musikfest in Coesfeld.

279. Veranstaltung, 24. September 2005, Stadthalle Coesfeld, 20.15 Uhr

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen

Leitung: André de Ridder
Solist: Amir Katz, Klavier

W. A. Mozart - Serenade Nr. 9 KV 320 "Posthornserenade"
L. v. Beethoven - Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15
F. Schubert - Sinfonie Nr. 8 C-Dur D 944

Ein glanzvolles Konzert kann der Konzertbesucher am 22. Oktober erwarten, wenn Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen unter der Leitung von André de Ridder und mit dem jungen und herausragenden Pianisten Amir Katz nach Coesfeld kommt.

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen gehört zu den führenden Orchestern Europas und ist auf der ganzen Welt gefragt. Vor mehr als 25 Jahren als Jugendorchester hoch begabter junger Musiker gegründet, finden sich hier heute Berufsmusiker mit hohen solistischen Fähigkeiten zu einer einzigartigen Einheit zusammen. Mit Konzerten in den berühmtesten Häusern der ganzen Welt und die Zusammenarbeit mit den bekanntesten Solisten und Dirigenten hat „Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen“ ihren Rang als eines der weltweit führenden Kammerorchester unterstrichen. Daniel Harding und Paavo Järvi prägten in den letzten 10 Jahren dieses Orchester, dessen stilistische Bandbreite auf zahlreichen preisgekrönten CD-Einspielungen zu hören ist. André de Ridder begann zunächst als Violinist, studierte in Berlin und bei Werner Erhard und Hiro Kurusaki. Zum Dirigenten bildete er sich in Wien und London weiter bei Leopold Hager und Sir Colin Davis. Seit 2000 erzielt André de Ridder beeindruckende Erfolge mir dem Philharmonia Orchestra in London, mit der NDR Radiophilharmonie Hannover, der Kammerakademie Potzdam sowie der Nordwestdeutschen Philharmonie. Seit 2004 ist Ridder „assistent conductor“ des weltweit bekannten Hallé Orchesters aus Manchester. In diesem Jahr arbeitet er erstmals auch mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen.

Amir Katz, 1973 in Israel geboren, begann mit dem Klavier bei Hanna Shalgi. Erste Preise bei nationalen Wettbewerben und Stipendien ermöglichten ihm die weitere Ausbildung in Europa. Er studierte bei Leo Fleischer, Karl Ulrich Schnabel und Murray Perahia. Er gastierte mit den renommiertesten Orchestern in den großen Sälen von Europa, Japan, China und der USA. Engagements in der laufenden Saison beinhalten den Schubert Sonatenzyklus in Tel Aviv, Dortmund und München sowie Konzerte mit den Dortmunder Philharmonikern, der Bremer Kammerphilharmonie, den Israelischen Philharmonikern sowie dem Prager Kammerorchester. Sein Auftritt in Coesfeld wird von der „Hypo.Real Estate“ Stiftung unterstützt.

Das Konzert beginnt mit W. A. Mozarts Serenade Nr. 9 D-Dur KV 320, der „Posthornserenade“. Sie entstand 1779 in Salzburg und zählt zu den bedeutendsten und abwechslungsreichsten Zeugnissen dieser Gattung. In hoch ambitionierter Kompositionstechnik blitzt der Genius Mozart auf. Im Programm des Abends folgen zwei Kompositionen, die für die weitere Entwicklung der Musik große Bedeutung hatten. Ludwig v. Beethovens Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15 entstand 1894 - 98 und nimmt in seiner Dreisätzigkeit und dem deutlichen Wechsel von Orchester und Soloinstrument noch sehr die Tradition Mozarts auf. Bei den Uraufführungen in Prag und Wien spielte Beethoven jeweils selbst und machte auch so den Bezug zu Mozart sichtbar. Dennoch formuliert der 24-jährige Beethoven eine unerhörte, neue Tonsprache und weist somit deutlich in das kommende Jahrhundert voraus. Der energische Beginn kontrastiert mit einem betont lyrisch-kantablen Seitenthema, bevor das Klavier seine eigenen Gedanken einbringt und einen konstruktiven und phantasiereichen Dialog mit dem Orchester beginnt. Besinnlicher Ruhepunkt ist der Mittelsatz in As-Dur, voller poetisch zarter Melodiebögen. Das abschließende Rondo mit spielerisch akzentuierten Themen folgt dem klassischen Formschema, kehrt zum Abschluss aus dem etwas fern liegenden a-Moll ins strahlende C-Dur zurück.

Franz Schuberts 8. Sinfonie ebenfalls in C-Dur (D944) entstand 30 Jahre später und stellt in der ausklingenden Klassik einen ersten großen Höhepunkt der Romantik dar. In der C-Dur Sinfonie geht Schubert frei und weit über seine Vorbilder Mozart und Beethoven hinaus und Linien dieser großen Sinfonie liessen sich bis Bruckner und Mahler weiterziehen. In zahlreichen überraschenden harmonischen Wendungen und einer emotionale Abgründe öffnenden Melodik zeigt Schubert seine eigenständige melodische Erfindungskraft, seine harmonische Originalität und instrumentale Farbfantasie.

 

281. Veranstaltung, 22. Oktober  2005, Stadthalle Coesfeld, 20.15 Uhr

Vogler Quartett triff Kammervereinigung Berlin


mit: Birgitta Wollenweber, Klavier und Matthias Winkler, Kontrabass

J. G. Rheinberger - Klaviersextett F-Dur op. 191b
J. G. Rheinberger - Streichquartett Nr. 1 c-Moll op. 89
J. G. Rheinberger - Sonate für Horn und Klavier Es-Dur op. 178
J. G. Rheinberger - Nonett f-Moll op. 139

Dieses Konzert steht ganz im Zeichen des „Musikfest Coesfeld 2005“, das dem Komponisten Josef Gabriel Rheinberger gewidmet ist.

Das Vogler Quartett, gegründet 1985, feierte in diesem Jahr nicht nur sein 20-jähriges Bestehen in gleicher Besetzung sondern auch zu Recht die großen Erfolge, die es errang. Das Vogler Quartett ist zu einem Begriff für außergewöhnlich musikalische Intelligenz und Quartettspiel auf höchstem Niveau geworden. Kreatives Musizieren, Streichquartettklang mit größtem Nuancenreichtum und unkonventionelle Programmgestaltung zeichnet das Ensemble aus. Den musikbegeisterten Coesfeldern ist dieses Quartett seit seinem ersten Auftritt 1993 im Coesfelder Konzertring und den folgenden Auftritten in der Konzertreihe der Ernsting Stiftung Alter Hof Herding in bester Erinnerung.

Die Kammervereinigung Berlin, ein Bläserquintett, wie das Vogler Quartett aus Absolventen der Berliner Musikhochschule „Hanns Eissler“ bestehend, gründete sich 1984. Sie errangen bald mehrere Preise beim internationalen Wettbewerb in Colmar sowie in ARD-Wettbewerben. In jüngster Zeit nutzt das Ensemble verstärkt die Möglichkeiten der Erweiterung der Besetzung durch andere Instrumente in gemeinsamen Konzerten mit der Pianistin Birgitta Wollenweber oder den Bläsern der Staatskapelle Berlin. Mit dem Pianisten Francois Killian traten auch Sie bereits 1998 im Konzertring auf.

Diese Verbindungen macht es überhaupt erst möglich, beide Ensembles zu einem gemeinsamen Auftreten im Rahmen des Musikfestes Coesfeld einzuladen. Ergänzt werden diese beiden Formationen durch die Pianistin Birgitta Wollenweber und den Kontrabassisten Matthias Winkler.

Birgitta Wollenweber stammt aus NRW, studierte in London am Royal Collage of Musik bei Peter Wallfish, beendete ihr Studium mit dem Konzertexamen 1990 in Detmold bei Frau Prof. Kretschmar-Fischer. Meisterkurse von Gerhard Oppitz und Bruno Leonard Gelber gaben ihr weitere künstlerische Impulse. Sie konzertiert international als Solistin und Kammermusikpartnerin. Sie ist z. Zt. Professorin für Klavier und Kammermusik-Klavier an der Musikhochschule Berlin. Matthias Winkler, gebürtiger Berliner, studierte auch dort bei Prof. Klaus Trumpf. Er ist seit 1980 Mitglied der Staatskapelle Berlin, Gründungsmitglied der Akademie für alte Musik Berlin und Mitglied im Berliner Kammerorchester „Carl-Phillip-Emanuel Bach“. Das Solohorn bläst Bodo Werner, Gründungsmitglied der Kammervereinigung Berlin und Solohornist im Orchester der Komischen Oper Berlin und seit 2003 Mitglied im Orchester der Bayreuther Festspiele.

Das Programm, das in Absprache mit dem Konzertring zu Ehren des Komponisten Rheinberger zusammengestellt wurde, spiegelt die große klangliche und kompositorische Vielfalt des kammermusikalischen Schaffens Josef Gabriel Rheinbergers. Es beginnt die Kammervereinigung Berlin mit Birgitta Wollenweber am Klavier mit dem viersätzige Sextett in F-Dur op. 191b für Pianoforte, Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott, das Rheinbergers Möglichkeiten der Klangfarbenmischung eines erweiterten Bläserquintetts zeigt. Dieses Sextett ist eine Bearbeitung des vierten Klaviertrios op. 191, das zu Rheinbergers besten Werken zählt. Im klanglichen Kontrast dazu steht das darauf folgende Streichquartett Nr. 1 c-Moll op. 89, eine formal strenge Komposition, die das homogene und nuancenreiche Klangbild des Vogler Quartetts auf eine besondere Probe stellt.

Nach der Pause folgt die dreisätzige Sonate für Horn und Klavier Es-Dur op. 178, die den weichen und farbigen Klang des Horns mit dem schlanken, klaren Klaviertönen mischt.

Den Abschluss des Konzerts bildet in fast orchestralem Klang das Nonett op. 139 f-Moll, in dem das Vogler Quartett ohne 2. Violine, aber um den Kontrabass erweitert mit der Kammervereinigung Berlin in vier großen Sätzen wieder eine andere Seite der Kompositionskunst Rheinbergers zeigen. Dieses Nonett ist neben dem von Louis Spohr und Franz Lachners das dritte bedeutende Nonett der romantischen Epoche.

 

282. Veranstaltung, 19. November 2005, Stadthalle Coesfeld, 20.15 Uhr

Kurpfälzisches Kammerorchester

Leitung: Wolfram Christ
Solisten: Pirmin Grehl, Flöte und Sarah Christ, Harfe

J. W. Stamitz - Sinfonie D-Dur op. 4 Nr. 1
W.A. Mozart - Doppelkonzert für Flöte und Harfe C-Dur KV 299
W. A. Mozart - Sinfonie Nr. 40 g-Moll KV 550

 

Das Kurpfälzische Kammerorchester gehört seit langem zu den etablierten Kammerorchestern in Deutschland. Seit 1952 hat sich dieses Orchester zu einer seiner Hauptaufgaben gemacht, die Musik der „Mannheimer Schule“, diesem musikhistorisch so wichtigen Bindeglied zwischen Barock und Wiener Klassik zu einer weltweiten Renaissance zu verhelfen. Bekannt ist dieses Orchester durch seine hervorragenden Einspielungen der Werke von Komponisten der Mannheimer Schule oder die große Einspielung aller 15 Messen von W. A. Mozart. Seit 2004 spielt das Kurpfälzische Kammerorchester unter der Leitung seines neuen Chefdirigenten Wolfram Christ. Wolfgang Christ, von 1978 bis 1999 als Bratschist Mitglied der Berliner Philharmoniker, wurde von 1995 -2000 Künstlerischer Leiter des Musikkonservatoriums in Sydney. Er leitete das Sinfonieorchester und das Kammerorchester, mit dem er Tourneen nach China, Deutschland, Südafrika und Südamerika unternahm. Seine erfolgreiche Dirigiertätigkeit u. a. beim Stuttgarter Kammerorchester führte zur Berufung zum Chefdirigenten des Kurpfälzischen Kammerorchesters, dem er auf Grund seiner vielfältigen Erfahrung neue Impulse verleihen konnte und kann.

Pirmin Grehl, geboren 1977, begann sein Flötenstudium an der Musikhochschule Karlsruhe. Meisterkurse besuchte er unter anderem bei Aurèle Nicolet. Im Jahre 2003 machte er sein Konzertexamen an der Berliner Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ bei Jacques Zoon. Pirmin Grehl ist Preisträger mehrerer internationaler Musikwettbewerbe. So gewann er im Jahre 2002 beim Internationalen Carl Nielsen Flötenwettbewerb Odense. Zudem erhielt er den 2. Preis beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD 2004. Solistisch trat er unter anderem bei den Ludwigsburger Festspielen auf. Seit September 2002 ist er Solo-Flötist im Berliner Sinfonieorchester.

Sarah Christ, 1980 geboren, erwarb sich schon früh den Ruf einer vielseitigen Harfenistin. 1999 begann sie ihr Studium bei Catherine Michel in Detmold, setzte es in Lyon bei Fabrice Pierre fort, um es in der Meisterklasse Kammermusik bei Frau Storck in München abzuschliessen. Ihre ersten Orchestererfahrung sammelte sie im Gustav Mahler Jugend Orchester und dem UBS Festival Youth Orchestra. Heute ist sie als Harfinistin gern gesehen bei den Berliner - und Wiener Philharmonikern, der Sächsische Staatskapelle Dresden oder dem Orchestre de la Suisse Romande. Nach einem ersten Bundespreis bei „Jugend Musiziert“ gab sie 13jährig ihr Solistendebut bei den Berliner Symphonikern. Seither spielte sie als Solistin mit dem Prager Opernorchester, der Jenaer Philharmonie, der Sinfonietta Köln und dem Mahler Akademie Orchester. Sie trat bereits bei Festivals wie Lockenhaus, Luzern Festival, Prager Herbst, Edinburgh Festival, Viggiano Festival, Tanglewood und den Schwetzinger Festspielen auf.

Das Programm des Konzerts am 18. Februar 2005 in Coesfeld ist dem 250. Geburtstag W. A. Mozarts gewidmet. Der Beginn gehört beim Kurpfälzischen Kammerorchester aus Mannheim natürlich der „Mannheimer Schule“ von deren Begründer Johann Wenzel Stamitz die Sinfonie D-Dur op. 4 Nr. 1 „La Melodia Germanica“ erklingt. Stamitz war seit 1741 Violinist in Mannheim und erlebte die Glanzzeit der Mannheimer Hofmusik, die mit der Eröffnung der Oper und dem Regierungsantritt des Kurfürsten Carl – Theodor im Jahre 1722 begann. Sie endete 1778 mit dem Umzug des Kurfürsten nach München. In diesen Jahren gelangte die Mannheimer Hofkapelle zu höchster Anerkennung in ganz Europa. Mozarts Reisen nach Mannheim 1777/78 sind dafür ein Indiz. Stamitz Werk ist mit 70 Sinfonien, 10 Orchestertrios, 17 Violinkonzerten und 11 Flötenkonzerten mehr als umfangreich.

Im Mittelpunkt des Abends stehen zwei Werke W. A. Mozarts, die zwei Aspekte seines Charakters besonders deutlich machen. Das Doppelkonzert für Flöte, Harfe und Streichorchester in C-Dur KV 299 und die Sinfonie g-Moll KV 550.

Das Doppelkonzert, die „Konzertante Sinfonie“ entstand 1778 für zwei adelige „Dilettanten“ am Pariser Hof. Mozart gelang hier ein geistvolles und unterhaltendes Werk, das seinen besonderen Reiz aus der aparten Klangkombination der beiden Soloinstrumente bezieht. Mit einer verschwenderischen Fülle thematischer Einfälle und mit Solostimmen, die die jeweilige Eigenart der Instrumente ins rechte Licht rücken, gelingt Mozart ein qualitätsvolles, eingängiges Werk, das in seinem Charakter von seiner französischen Zweckbestimmung unüberhörbar bestimmt wird.

Nach der Pause die Sinfonie Nr. 40 g-Moll, KV 550, die im Juli 1788 kurz nach dem Tode seiner Tochter Theresia entstand. Sie ist die mittlere der drei letzten großen Sinfonien Mozarts, die ohne erkennbaren Anlass innerhalb von 2 Monaten entstanden. Sie stellen gewissermaßen das sinfonische Vermächtnis Mozarts dar. Zur g-Moll Sinfonie gibt es viele Deutungen, auch biografische Bezüge sind nicht auszuschließen. Sie wird allerdings in Freiheit und Kühnheit im Umgang mit dem musikalischen Material sowie in der Dramatik des Ausdrucks von keinem anderen Werk Mozarts erreicht. Der massive Einsatz chromatischer Abstiege, dissonanter Verschärfungen, harmonischer Wagnisse und Verwirrungen, Zerlegungen und Schichtungen künden von Mozarts düsterer und verzweifelter Verfassung, von seiner Kompromisslosigkeit, der er in der Freiheit auftragsloser Kompositionen freien Lauf lassen konnte. Die Kühnheit der Durchführung im ersten Satz ist zu dieser Zeit unerreicht. Im zweiten, langsamen und höchst gespannten Satz steht die Intensität des Ausdrucks gegenüber dem Melodischen gänzlich im Vordergrund. Ein einziger kleiner friedlicher Lichtblick im Trio des dritten Satzes (Menuetto) rechtfertigt nach der weitgehend disharmonischen Zerlegung des vorwärts stürmenden Themas in der Durchführung des Schlusssatzes keinen versöhnenden Dur-Schluss. Das unvergleichliche Werk wirkt wie ein Blick in die Zukunft, in der das Hässliche einmal neben dem Schönen gleichberechtigtes Stilmittel sein wird.


 

283. Veranstaltung, 18. Februar 2006, Stadthalle Coesfeld, 20.15 Uhr

Hamburger Symphoniker

Leitung: Michael Sanderling
Solisten: Evgenia Rubinova, Klavier und Koh Gabriel Kameda Violine

F. Mendelssohn - Die schöne Melusine
W. A. Mozart - Klavierkonzert Nr. 26 D-Dur KV 537 "Krönungskonzert
F. Mendelssohn - Violinkonzert e-Moll op. 64
W. A. Mozart - Sinfonie Nr. 39 Es-Dur KV 543

 

Die Hamburger Symphoniker wurden 1957 gegründet, der erste Chefdirigent war Robert Heger. Die Hamburger Musikhalle ist die Heimat des Orchesters, das seit 2004 Andrey Boreyko als Chefdirigenten hat. In den vergangenen Jahren haben Dirigenten wie Christian Thielemann oder Horst Stein mit dem Orchester gearbeitet. Die Hamburger Symphoniker treten regelmäßig mit Opern und Balletten in der Hamburger Staatsoper auf und erhielt internationale Anerkennung durch Tourneen in ganz Europa. CD- Einspielungen sind bei Dabringhaus und Grimm und bei der Deutschen Grammophon erschienen.

In Coesfeld werden die Hamburger Symphoniker von Michel Sanderling dirigiert. Michael Sanderling, bereits mit 19 Jahren Solocellist am Gewandhaus Leipzig hat als Solist mit den großen Orchestern dieser Welt Erfahrungen im Orchesterspiel gesammelt. Seit einigen Jahren ist Michael Sanderling hochgelobter Dirigent in der internationalen Presse. So haben ihn das Kammerorchester Berlin und die Deutsche Streicherphilharmonie zum Chefdirigenten gewählt. Sanderling unterrichtet an der Musikhochschule Frankfurt und gilt als einer der gefragtesten Cellolehrer der heutigen Zeit.

Auf dem Programm in Coesfeld steht nach dem einleitenden „Märchen von der schönen Melusine“ von Felix Mendelssohn das Klavierkonzert Nr. 26 D-Dur, KV 537, das „Krönungskonzert“ von W. A. Mozart.

 

Solistin dieses Klavierkonzerts ist Evgenia Rubinova. Evgenia Rubinova stammt aus Taschkent. Nach exzellentem Abschluss ihrer Musikausbildung an der Gnessin-Akademie für Musik gab sie viele erfolgreiche Konzerte in den Metropolen Russlands, bis sie 1999 von Prof. Lev Natochenny in seine Meisterklasse an der Musikhochschule Frankfurt aufgenommen wurde. Ihre größten Auszeichnungen waren die drei Meranofest-Solokonzert-Preise in den Jahren 2000 – 2002. Als besonders ehrenvoller Preis ist der Gewinn der Silbermedaille der Internationalen Klavierwettbewerbs in Leeds 2003 anzusehen. Die Augsburger Allgemeine notiert „ …stürmischen Beifall für einen aufgehenden Stern“ und Arthur Pizzaro für den BBC: „Eine absolut großartige Aufführung durch eine absolut außergewöhnliche Pianistin!“

Dieses Konzert, von W. A. Mozart selbst in Frankfurt anlässlich der Kaiserkrönung Leopold II. gespielt, trägt wie viele Werke zum eigenen Gebrauch Züge des Unfertigen und weist nur skizzierte Soloparts auf. Die Bläserstimmen sind lediglich registerartig färbend und nicht solistisch eingesetzt. Dennoch ist dieses Konzert, vervollständigt und ergänzt von Mozarts erstem Verleger André, ein gern gespieltes Konzert wegen seiner wunderbaren Verträumtheit im Mittelsatz und des ungewöhnlichen Einfallreichtums des Schlusssatzes.

Nach der Pause erklingt dann das Violinkonzert e-Moll op. 64 von Felix Mendelssohn. Die große Popularität dieses dreisätzigen Werkes beruht auf der perfekten Balance aller kompositorischen Elemente sowie auf der effektvollen und überaus dankbaren Virtuosität des Soloparts. Das größte Kompliment, das man dieser unnachahmlichen Komposition machen kann, sind die Schwerelosigkeit und federnde Leichtigkeit, mit denen hier instrumentale und kompositorische Virtuosität verknüpft und verschmolzen werden und ein hochromantisches Stimmungsbild beschwören.

Solist ist der junge, außergewöhnlich begabte Violinist Koh Gabriel Kameda. Er wurde bereits 1987 im Alter von 12 Jahren auf die Musikhochschule in Frankfurt aufgenommen, von Pinchas Zuckermann 1993 - 95 in New York unterrichtet. Begleitet von Förderpreisen und Auszeichnungen musizierte er mit großen Orchestern der Welt, insbesondere in Japan, wo er mit Osaka Symphonic, Japan Philharmonic und Tokyo Symphony Orchestra große Erfolge hatte. Zwei Zitate aus seiner bereits beeindruckenden Karriere: Yehudi Menuhin: “Ich war zutiefst beeindruckt von seinem Violinspiel wie auch von seinem sicheren Stilgefühl. Ich kann ihn nur höchst enthusiastisch weiterempfehlen“. James Galway über ihn: „ …sein Spiel hat einen großen Eindruck auf mich gemacht. Ich bin sicher, nicht lange, und sein Name wird seinen Platz haben in den Musikalischen Zentren weltweit“. Nach einem Konzert mit dem Israel Philharmonic Orchestra schrieb die Yediot Ha´achronot, Tel Aviv: „…sogar zwischen den brillantesten und vielversprechendsten gibt es einen der herausragt…“ Koh Gabriel Kameda spielt eine Violine von Antonius Stradivari aus dem Jahre 1727.

Den Abschluss des Konzertes bildet Mozarts Sinfonie Nr. 39 Es-Dur, KV 543, die erste der drei letzten Sinfonien. Sie entstand 1788 ohne ersichtlichen Auftrag, sie wirkt wie ein Vorbote der neuen Zeit, wie ein ausgeprägtes Individuum und nicht wie ein Glied in einer langen Kette von einander ähnlichen Sinfonien. Hier wird die Klangwelt der Zauberflöte gleichsam vorweggenommen, das Klarinettenpaar prägt nachdrücklich den Klang. Die Sinfonie wird von farbigen Einzelheiten, von glänzender Pracht und geheimnisvollen chromatischen Abstiegen gekennzeichnet. Sie entlässt die Zuhörer aus der diesjährigen Saison des Konzertrings in den Frühling des Mozartjahres 2006.

283. Veranstaltung, 18. März 2006, Stadthalle Coesfeld, 20.15 Uhr