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Allgemeine Zeitung, 12. 2. 2010:

Glanz vergangener Epochen wiederbelebt

Konzertring: Vorzügliches Konzert zum Thema "Trompeten und Orgelmusik am sächsischen Königshof"

Matthias Eisenberg und das Trompetenensemble J. Schäfer
Coesfeld. Trompeten treffen ganz offensichtlich den Geschmack der Hörerschaft. Man verbindet eine gewisse Festlichkeit,Nobilität,Pracht und Erhabenheit mit diesem Klang, der sich als Liebling des Publikums eine feste Stellung gesichert hat. In früheren Zeiten waren diese Blechblasinstrumente - und natürlich mit Pauken - den durchlauchtigsten Herrschaften vorbehalten, die damit, wie später auch die selbstbewussten Städte, ein Repräsentationsbedürmis vollführten. „Trompeten und Orgelmusik am sächsischen Königshof" - unter diesem Titel hatten der Konzertring Coesfeld sowie der Förderkreis Orgelmusik in die St. Jakobikirche geladen, wo mit erlesenen Werken der Glanz vergangener Epochen wiederbelebt wurde. Das gelang in dem hohen Kirchenraum mit ihren für diese Musik brauchbaren akustischen Verhältnissen ganz vorzüglich, zumal - ohne großes Orchester - das Bassfundament in idealer Weise von der Orgel geliefert wurde. Das Trompetenensemble Joachim Schäfer und Matthias Eisenberg, Orgel, brachten Werke der Barockzeit zu Gehör, zwar besetzungsmäßig arrangiert, aber überzeugend in ihrer Anlage. Nicht nur in Dresden, sondern vielmehr in Leipzig und London könnten diese Stücke erklungen sein, Bachs Ratswahlkantate etwa, mit ihrer instrumentalen Sinfonia - Einleitung, ursprünglich für Streicher, Oboen, Trompeten und Pauken, die mit ihrem Presto mit dem Largo, das später in der h-Moll-Messe verwendet wurde, kontrastierte. Überhaupt ist dieses Parodieverfahren von Bach sehr gepflegt worden, um eine musizierte Kantate mit neuem Text wieder nutzbar zu machen, so auch in seiner „Schäferkantate", aus der in St. Jakobi drei Sätze erklangen. Jeremiah Clarke vereint in seiner Suite of Ayres eine Vielzahl von Stücken, wun-? derschön anzuhören, nicht nur die Trompeten und Pauken, sondern auch Orgel und Pauken oder die Zun- genregister der Orgel oder nur ein zweistimmiger Spring Dance mit flötigen Registern. Handels „Gelegenheitsoratorium" erstand in seinen vier Sätzen als eine glänzende Festmusik großer Monarchien. Nach dem vielen D-Dur auch mal eine andere Tonart: die Passacaglia c-Moll von J.S. Bach. Sie konnte indes in ihrem nervösen Tempo und wenigen Klangfarben nicht so richtig überzeugen. Als wahrhaft krönenden Abschluss alles, was an Glanz da war: Trompeten, Pauken und Orgel mit Trumpet Voluntary und Trumpet Tune, früher Purcell zugeschrieben, von Jeremiah Clarke.

Ulrich Wesseler


briefkasten Fragen zum Konzertring:  Dieter Westendorf
Letzte Änderung: 12. 2. 2010