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Allgemeine Zeitung, 26. Januar 2011:

Raffinierte Klänge und nette junge Leute

Arirang-Quintett erfreute Publikum in Bürgerhalle mit Spezialitäten der Kammermusik

Arirang-Quintett
Coesfeld. Das klassische Bläserquintett hat es schwer. Obwohl die Fülle der möglichen Klangfarben weitaus größer ist als die anderer Ensembles, gelingt es häufig nicht, sich gegen die Domi¬nanz der Streicherkultur durchzusetzen. Flöte, Oboe, Klarinette, Hörn und Fagott müssen also häufig im Schatten agieren. Werden sie aber ins Licht gestellt, erschließt sich eine Fülle wunderschöner Musik. In der 307. Veranstaltung des Kon- zertring war das Arirang-Quintett zu Gast: Sakura Kindynis, Flöte, Jörg Schneider, Oboe, Steffen Dillner, Klarinette, Sebastian Schindler, Horn, und Monika Schneider, Fagott, erfreuten die Besucher mit Spezialitäten der Kammermusik. Der böhmische Komponist Anton Reicha fand sein Glück in Paris. Als geistiger Urheber und Vater des Bläserquintetts schrieb er um 1800 etliche Stücke dieses Genres, satztechnisch überschaubar, aber mit einem Gefühl für Wirkung. Das besaß das Arirang-Quintett offenbar auch: mit dem Quintett D-Dur op. 91/3 wurde der Abend in der leider nicht ausreichend besetzten Bürgerhalle eröffnet. Die impressionistischen Effekte der Musik von Claude Debussy sind bekannt. Aber dass sich seine vierhändige kleine Klaviersuite auf Blasinstrumente übertragen lässt, klang im positiven Sinne überraschend. Die raffinierten Klänge schienen durch die bläserische Formation noch deutlich an Ausdruck zu gewinnen, unzweifelhaft besser als in der Originalbesetzung! „Alte ungarische Tänze des 17.Jahrhunderts" nennt Ferenc Farcas seine 1959 erschienene Sammlung. Kompositionsgeschichtlich fühlt man sich an ähnliche aus dem mitteldeutschen Raum erinnert, die in diesem Fall für das Bläserquintett zurechtgemacht wurden. Dass das Ensemble eine äußerst disziplinierte homogene Darstellungsweise in Agogik, Tempo und Dynamik offerierte, war selbstverständlich. Solch ein feiner argentinischer Caballero braucht um die Gunst der Europäer nicht zu buhlen: Astor Piazzolla, der unangefochtene König des Bandoneon und Tango zeigte in seinem Werk „L'Histoire du Tango" seine ganze Meisterschaft. Das Arirang-Quintett auch: vier Sätze mit illustren Bezeichnungen vermittelten einen höchst interessanten Schnitt durch eine häufig verkannte Epoche internationaler Musikkultur. Fazit des Abends: ausnehmend gepflegte Kammermusik und „nette junge Leute".

Ulrich Wesseler


briefkasten Fragen zum Konzertring:  Dieter Westendorf
Letzte Änderung: 26. 01. 2011