![]() Konzertring Coesfeld
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Allgemeine Zeitung, 22. Nov. 2005:
Anmutige ausgeglichene WerkeRheinbergers Kammermusik: Vogler Quartett und Kammervereinigung schufen Fülle an Eindrücken![]() Coesfeld.
Vogler Quartett trifft Kammervereinigung Berlin, beide trafen auf ein abwartendes, aber auch ein interessiertes Publikum, das mit dem Namen Rheinberger zunächst nichts verbinden konnte. Doch nach einem Rheinberger Abend im Konzertring hat sich zumindest ein Gewichtiger Teil der Kammermusik im Bewusstsein der Hörer etabliert. Dass dieser zu Unrecht vergessene Meisterauch in vielen weiteren Gattungen tätig war, lässt sich beim gegenwärtig in Goesfeld stattfindenden „Musikfest" in 18 Konzerten erleben. Mit den angebotenen vier Werken von Josef Gabriel Rheinbergerwurde eine Fülle an Eindrücken geschaffen, die von Besetzung und Satztechnik her eine gewisse Natürlichkeit, aber auch hohe Meisterschaft ausstrahlten.
Schon das erste Stück, das Sextett F-Dur, lebt vom Reiz zwischen Bläsern und Klavier, Die Kammer-Vereinigung Berlin mit Iris Jess (Flöte), Gudrun Reschke (Oboe). Alexander Roske (Klarinette), Bodo Werner (Hörn) und Mathias Baier (Fagott) wurde hier unterstützt von Birgitta Wollenweber am Klavier. Und eben dieses immer präsente Instrument — Rheinberger war von Haus aus Pianist und Organist — konnte mit passgenauem Musizieren eine klangliche Balance zum klassischen Bläserquintett herstellen. Beim Streichquartett Nr. l C-Moll - kürzlich schon einmal in Coesfeld zu hören - zeigte sich mehr der polyphone Aspekt. Rheinberger war zu seinen Lebzeiten auch ein bekannter und gesuchter Lehrer für Komposition. Und eben diese Strukturen verstand das Vogler Quartett meisterhaft darzustellen. Die langjährigen Weggefährten Tim Vogler und Frank Reinecke (Violine), Stefan Fehlandt (Viola) und Stephan Forck (Violoncello) schufen in kollegialer Atmosphäre ein anmutiges ausgeglichenes Werk. Mit dem leistungsstarken Bodo Werner präsentierte Birgitta Wollenweber die Sonate für Horn und Klavier Es-Dur — ein dreisätziges, durchaus anspruchsvolles Stück mit meisterhaft realisierten Raffinessen. Unbestreitbarer Höhepunkt war das 1885 entstandene Nonett Es-Dur, das die Meisterschaft des Komponisten, in solch komplexen Strukturen zudenken, auf das Beste dokumentiert. Vier Streicher inclusive Matthias Winker mit dem Kontrabass und die fünf Bläser entwickelten in dieser vergleichsweise seltenen Besetzung aparte Klangbilder und verstanden es, diese satztechnische Anlage fein und kammermusikalisch nachzuzeichnen. Über die perfekten solistischen Einzelleistungen hinaus trafen sich Bläser und Streicher zu einem gemeinsamen Zusammenwirken in
unverbrauchtem gefälligem Werk.
Ulrich Wesseler
![]() Letzte Änderung: 08.07.2006 |